Schmerzen kennt jeder.

Schmerzen Teil 2: Signalsprache Schmerz

Schmerz ist eine Signalsprache des Körpers

Schmerz ist einer der Hauptgründe, weshalb man zum Arzt geht. Er ist dafür da, damit wir uns darüber bewusst werden, dass im Körper etwas nicht stimmt und uns damit auseinandersetzen. Eine alte chinesische Betrachtungsweise besagt, dass Schmerz eine Empfindung bzw. ein Gefühl ist und damit Realität. Man soll den Schmerz wahrnehmen und hören, was er zu sagen hat. Die Sprache des Schmerzes zeigt sich in verschiedenen Facetten, die man detektivisch aufspüren kann. Für jeden Arzt sind dies wichtige Puzzleteile, die dabei helfen können, verschiedene schmerzhafte Krankheitsbilder richtig zu diagnostizieren. Dabei empfindet jeder den Schmerz unterschiedlich. Daher können die Beschreibungen des Schmerzes auch individuell verschieden sein.

Wie die TCM den Schmerz betrachtet

Alleine schon das Empfinden des Schmerzes an sich deutet auf eine gestörte Zirkulation des Qi, des Blutes oder der anderen Körperflüssigkeiten hin. Die alten Chinesen haben sich tiefgehend mit dem Schmerz auseinandergesetzt und ihn analysiert. Dabei haben sie festgestellt, dass Schmerz durch Zustände der Fülle oder der Leere hervorgerufen wird. Die Unterscheidung zwischen Fülle und Leere ist für die Strategie der Therapie sehr bedeutend. Ein Fülle Zustand wird bewegt und sediert, während eine Leere unterstützt und aufgebaut wird.

Schmerz aus Leere und Fülle

Unter Fülle versteht die TCM ein Übermass und unter Leere einen Mangel. Ein Fülle-Zustand deutet auf ein starkes und intaktes Qi des Körpers sowie auch auf die Anwesenheit einer äusseren Krankheitsursache hin. Schmerz aus der Fülle heraus fühlt sich akut, heftig und scharf an. Druck macht es schlimmer. Bewegung verbessert jedoch die Beschwerden. Ein Leere-Zustand deutet auf eine Schwäche des Körper-Qi. Schmerz aus der Leere heraus beginnt schleichend. Er ist dumpf und beständig. Der Schmerz fühlt sich an wie ein Leeregefühl oder Vakuum. Druck oder Ruhe verbessern die Schmerzen. Die Zustände der Fülle und Leere lassen sich auch noch weiter differenzieren. 

Schmerzqualität oder die Art und Weise des Schmerzes

Das Betrachten der Schmerzqualität ist ebenso hilfreich. Anhand dessen wie sich der Schmerz äussert kann man nämlich allerhand herausfinden. So sieht man z. B., ob eine Beeinträchtigung des Qi, des Blutes oder der Säfte vorliegt. Ausserdem kann man feststellen, ob äussere Krankheitsursachen anwesend sind oder ob ein Ungleichgewicht zwischen Yin und Yang besteht. Normalerweise bilden Yin und Yang nämlich eine ausgewogene Einheit. Die Harmonie der beiden ist wichtig. Wenn ein Ungleichgewicht besteht und eines der beiden überwiegt, kann sich das durch eine innere Hitze oder innere Kälte äussern.

Schmerzen im Bauch tun weh.

Wie der Schmerz sich konkret äussert

Ein kalter Schmerz kommt aus einer ebenfalls spürbaren inneren Kälte und fühlt sich krampfartig an. Oft ist der Kälteschmerz chronisch. Wärme und Bewegung bringen Linderung.

Ein Schmerz aus der Hitze heraus fühlt sich brennend an. Es kommt zu einer lokalen Rötung und Schwellung. Kälte verbessert den Schmerz. Bewegung wirkt sich eher negativ aus. 

Nimmt man ein Spannungsgefühl wahr, das sich ziehend und ausdehnend äussert, dann spricht dies für eine Qi-Stagnation. Dieses Spannungsgefühl kann man schwer lokalisieren.

Nadelstichartige, bohrende, stechend scharfe Schmerzen entstehen aus der Stagnation des Blutes heraus. Diese lassen sich gut lokalisieren.

Heftige, kolikartige Schmerzen deuten auf eine Meridianblockade hin. Dabei ist die Zirkulation des Qi und des Blutes in den Meridianen gestört und schlussendlich blockiert. Diese Schmerzen fühlen sich an wie Messerstiche und treten z. B. bei einem Bandscheibenvorfall auf.

Wandernde Schmerzen deuten auf das Eindringen der äusseren Krankheitsursache Wind hin. Der Schmerz wechselt seine Lokalisation meistens innerhalb der Gelenke der vier Extremitäten.

Dumpfe Schmerzen hat man oft bei Mangelerscheinungen des Körpers. Dieser Schmerz fühlt sich nicht so gravierend an. Eine Schwäche des Blutes, des Qi sowie des Yin- oder Yang-Qi kann die Ursache sein.

Ein weher, wunder Schmerz mit mattem Charakter weist auf eine energetische Leere der Niere hin. Die Niere ist dann zu schwach, um ihren Funktionen nachzugehen.

Die Qualität des Schmerzes kann sich auch während der Behandlung schnell ändern. Damit die Therapie auch entsprechend angepasst werden kann, sollte man während der Sitzung in ständigem Kontakt mit dem Therapeuten bleiben.

Unterscheidung durch Lokalisation des Schmerzes und Verlauf der Leitbahnen

Eine der ersten Informationen, die der Patient preisgibt, ist meist der Ort des Schmerzes. Innerhalb der TCM wird dieser anhand der Leitbahnen, Meridiane und Funktionskreise genau lokalisiert. 

Kopfschmerzen

  • Schläfenkopfschmerzen gehören zur Gallenblase und zum Dreifacherwämer-Meridian.
  • Stirnkopfschmerzen gehören zum Magen- und Dickdarm-Meridian.
  • Kopf- und Nackenschmerzen gehören zum Dünndarm- und Blasen-Meridian.
  • Scheitelkopfschmerzen gehören zum Leber-Meridian.

Brustschmerzen

  • Flanken- und Rippenbogenschmerzen gehören zum Leber-Meridian und sind oft mit emotionalem Einfluss verbunden.

Bauchschmerzen

  • Oberbauchschmerzen deuten auf Milz- und Magenstörungen hin.
  • Unterbauchschmerzen hier sind Störungen der Niere, der Blase, der Gebärmutter, des Dick- oder Dünndarms möglich.

Rückenschmerzen

  • deuten auf eine Nierenschwäche hin. Es können die Meridiane der Blase und der Gallenblase betroffen sein.

Extremitäten

  • Schmerzen in den vier Extremitäten, den Gelenken oder auch den Muskeln entlang der Leitbahnen werden häufig durch Wind, Kälte und Feuchtigkeit verursacht. In den meisten Fällen ist es mit einer Schwäche des Körper-Qi oder des Yang-Qi verbunden.

Bei Schmerzen hilft oft eine Massage.

Wir sehen also, dass man aus Schmerzen mehr herauslesen kann, als man im ersten Moment annimmt. Allerdings muss man genau hinschauen, um die Botschaften zu entschlüsseln. Dann findet man auch die richtige Therapieform. Die TCM bietet hier z. B. Akupunktur, Tuina-Massage, Schröpfen, Moxibustion und Kräutertherapie an. Bei der ganzheitlichen Behandlung steht der ganze Mensch im Fokus. Auch seine Umgebung wird berücksichtigt. Und das ganz ohne Nebenwirkungen.