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Schlaf Teil 4: Die Rolle der Organe

Wenn die TCM nach Ursachen von Schlafstörungen sucht, wirft sie unter anderem einen genauen Blick auf das Herz, auf die Niere und auf die Leber. Diese Organe und ihre Funktionen sind natürlich ohnehin schon wichtig. Aber auch ihre gegenseitigen Beziehungen und ihre Zusammenarbeit innerhalb des dynamischen Yin-und-Yang-Systems spielen bei Schlaflosigkeit eine entscheidende Rolle.

Warum das Herz bei Schlafstörungen eine grosse Rolle spielt, wie die Leber die Tiefe des Schlafs beeinflusst und was für eine Schlüsselrolle die Niere spielt – das möchte ich Ihnen in diesem Artikel etwas näher erklären.

 

Was beeinflusst in der TCM den Schlaf und welche Zusammenhänge sind hier wichtig?

Wovon hängt laut TCM ein guter Schlaf ab?

Ganz einfach betrachtet, ist auch ein guter Schlaf im Allgemeinen vom Gleichgewicht zwischen Yin und Yang abhängig. Aus diagnostischer Sicht sind hier folgende Faktoren wichtig:

  • Der Zustand des Geistes Shen sowie das Blut und das Yin des Herzens.
  • Die Konstitution der Wanderseele Hun sowie des Blutes und des Yins der Leber.
  • Die Verfassung der Nieren.
  • Und auch die Ausgeglichenheit der Emotionen.

Was haben das Herz und der Geist Shen mit Schlaflosigkeit zu tun?

Das Herz bietet dem Geist Shen ein Zuhause. Dort ist seine Residenz. Damit sich der Geist Shen zu Hause wohlfühlt und sich verwurzeln kann, muss im Herzen genug Blut und Yin vorhanden sein.

Eine Leere von Blut und Yin oder ein gestörtes Herz, z. B. durch einen pathogenen Faktor wie Hitze, wirkt sich negativ auf die Verwurzelung aus. Der Geist, der sich nicht verwurzeln kann, findet keine Ruhe, fühlt sich zu Hause nicht wohl und treibt nachts frei umher. Das führt zu Schlaflosigkeit.

Insgesamt betrachtet beeinflusst der Zustand des Geistes Shen – und mit ihm der Zustand des Herzens – nicht nur den Schlaf. Es wirkt sich auch auf die gesamten mentalen und emotionalen Aktivitäten sowie auf das Bewusstsein und das Denken aus.

Daher steht der Geist Shen und mit ihm das vitale Herz in der TCM sinnbildlich für die psychische Aktivität und das Bewusstsein.

 

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Wenn sich die Wanderseele Hun zu Hause wohlfühlt

Auch von der Wanderseele Hun ist guter Schlaf abhängig. Die Leber bietet ihr ein Zuhause, in dem sie sich verwurzeln und nachts ihre Ruhe finden kann. Dies zeigt sich in einem ruhigen und tiefen Schlaf ohne lange Traumphasen. Dazu ist auch genug Blut und Yin notwendig.

Eine gut verwurzelte Wanderseele steht in der TCM für die Fähigkeit, Lebenspläne zu entwickeln und dem Leben eine gewisse Richtung zu geben sowie sein Leben mit Weisheit und Voraussicht zu gestalten.

Wie die Nieren aus dem Hintergrund eine Schlüsselrolle spielen

Die Niere ist zwar nur indirekt an der Schlafqualität beteiligt. Ihre Funktion ist dabei aber sehr wichtig. Da sie zur Blutbildung beiträgt, hat sie auch Einfluss auf das Blut in Herz und Leber – und damit auf den Geist Shen und die Wanderseele Hun. Die Nieren-Essenz ist auch die grundlegende Substanz, von der die Bildung des Geistes abhängt.

Wie intensive Emotionen den Schlaf beeinflussen

Zu starke und zu intensive Emotionen über einen längeren Zeitraum können bestimmte Funktionskreise beeinflussen und deren physiologische Abläufe beeinträchtigen. Das kann sich dann auch negativ auf den Schlaf auswirken.

  • Zorn und Ärger können die Leber und das Herz beeinflussen und zu Hitze oder Leber Qi Stagnation führen. Dies kann Einschlafstörungen verursachen oder Grund für vorzeitiges Aufwachen insbesondere frühmorgens sein.
  • Exzessive bzw. manische Freude kann das Herz beeinträchtigen und den Geist Shen in seiner Ruhe stören, was zu einem unruhigen Schlaf führen kann.
  • Sorge und vermehrtes Grübeln kann die Lunge und die Milz schädigen. Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Blut des Herzens. Dies kann auch zur Schlaflosigkeit beitragen.
  • Übermässige Trauer beeinflusst die Lunge, welche in Verbindung mit dem Herzen steht, was zur Entstehung von Schlafstörungen beitragen kann.
  • Angst und Furcht können die Niere schädigen. Eine Störung der Herz-Nieren-Achse kann die Folge sein. Auch dies kann zu Einschlafstörungen sowie Durchschlafstörungen führen.

 

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Wie arbeiten Herz, Leber und Nieren in Bezug auf den Schlaf zusammen?

Wie bereits erwähnt beeinflusst der Schlaf hauptsächlich den Zustand der Leber, des Herzens und der Niere. Auch alle drei Organe untereinander interagieren auf verschiedenen Ebenen.

Diese Interaktionen nennt man auch Wechselbeziehungen. Sie haben in der TCM-Diagnostik und Therapie eine grundlegende Bedeutung.

Herz und Leber

Die Wechselbeziehung zwischen Herz und Leber ist sehr bedeutend hinsichtlich des Blutes.

  1. Das Herz regiert das Blut. Das bedeutet, dass das Herz für die Blutzirkulation verantwortlich ist.
  2. Die Leber speichert das Blut und regelt sein Volumen.

Diese Aktivitäten müssen harmonisch koordiniert verlaufen. Wenn ein Mangel an Herz-Blut vorliegt, kann dies die regulierende Funktion der Leber stören und Schwindelgefühle oder übermässiges Träumen auslösen.

Bei einem Leber-Blut Mangel kann die Leber wenig Blut speichern. So kann auch das Herz nicht genug genährt werden. In der Theorie der „Fünf Elemente“ heisst es: „Die Mutter kann ihr Kind nicht ernähren.“

Dies beeinträchtigt die Verwurzelung des Geistes Shen in seiner Residenz, dem Herzen. Dann kann es zu Herzklopfen, Unruhe oder Schlafstörungen kommen.

Niere und Leber

Die Wechselbeziehung zwischen Niere und Leber basiert auf einem gegenseitigen Austausch zwischen Blut und Essenz. 

Das Blut der Leber nährt und ergänzt die Essenz der Niere. Die Essenz der Niere trägt wiederum zur Blutbildung bei, indem sie das Knochenmark produziert, aus welchem das Blut entsteht.

Ein Mangel an Nieren-Essenz kann zu einem Mangel an Blut führen. Dies kann zu Schwindelgefühlen oder Tinnitus führen. Ebenfalls kann es den Schlaf beeinflussen.

Herz und Niere

Die Wechselbeziehung zwischen Herz und Niere lässt sich in zwei Aspekten beschreiben:

  1. Das Herz gehört zum Element Feuer. Die Niere gehört zum Element Wasser. Die Beziehung zwischen Feuer (Herz) und Wasser (Niere) stellt das wichtigste und grundlegendste Gleichgewicht zwischen Yin und Yang im Körper dar. Das Feuer steigt ab, um das Wasser zu wärmen. Das Wasser steigt auf, um das Feuer zu nähren. Wenn diese Feuer-Wasser-Achse gestört ist, kann es zu einer Überaktivität des Herz-Feuers kommen. Dies kann den Schlaf beeinflussen und sich als psychische Unruhe, Hitzewallung oder Nachtschweiss zeigen.
  2. Die Niere ist Speicher der Essenz. Die Essenz ist die grundlegende Substanz, woraus auch der Geist Shen gebildet wird, welcher im Herzen residiert. Ist die Essenz zu schwach, dann leidet auch der Geist Shen darunter. Der Mensch kann sich dann müde und motivationslos fühlen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Artikel erklären, wie wichtig der Zustand der jeweiligen Organe und ihre Zusammenarbeit ist. Guter Schlaf ist essenziell und hängt von vielen komplexen Prozessen ab. Es scheint zwar so, als sei der Schlaf eine Selbstverständlichkeit, aber genau das Gegenteil ist der Fall.