7 Emotionen: Angst

Bedeutung der Emotionen in der TCM: Angst

Emotionen gehören zur menschlichen Existenz. Die positiven so wie auch die negativen. Die TCM unterscheidet 7 Emotionen, die jeweils ein besonderen Einfluss auf das Qi (Lebensenergie) und auf ein bestimmtes Organ haben. Das Herz gehört zur Freude, die Leber zum Zorn und zur Wut. Die Lunge gehört zur Traurigkeit, die Milz zur Sorge und Nachdenklichkeit. Die Niere gehört zur Angst und zum Schock. Zwischen dem inneren Organ und der entsprechenden Emotion findet eine Wechselbeziehung statt. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Das heisst, dass der Zustand des Organs die Emotionen beeinflusst und umgekehrt auch die Emotionen den Zustand des Organs beeinflussen.

Es ist natürlich und völlig gesund auch mal zornig, traurig oder besorgt zu sein. Das macht uns Menschen zum Teil auch aus. Die Emotionen können erst zu einer Ursache für Ungleichgewicht werden, wenn sie über längere Zeit bestehen bleiben, zu stark sind oder nicht ausgelebt werden. Wenn wir ein emotionales Gleichgewicht wiederherstellen wollen oder die extremen Emotionen verändern wollen, dann können wir das über die Behandlung des bestimmten korrespondierenden Organs. Hat uns z. B. der Zorn oder die Wut im Griff, dann werden wir die Leber behandeln. Ist Traurigkeit und Sorge immer präsent, dann schaut man sich die Lunge an. 

Ab heute möchte ich Ihnen die 7 Emotionen vorstellen. Ich möchte mit der Angst und dem Schock beginnen.

Angst und Schock

Wenn man die Emotionen als Aspekt der fünf Wandlungsphasen anschaut, werden Wut und Schock dem Element Wasser zugeordnet. Dem Wasser werden auch die Nieren zugeordnet. Sie arbeiten und kommunizieren zusammen. Zwischen ihnen besteht eine schon erwähnte Wechselbeziehung. Pathologisch gesehen kann man sagen, dass die Angst das Nieren Qi leert, das Qi absteigen lässt und so die Niere beeinträchtigt. Ein Schock zerstreut das Qi und beeinträchtigt die Niere und das Herz. 

 

Was bedeutet „Ängste entleeren das Nieren Qi, lassen das Qi absteigen und beeinträchtigen die Niere“?

Vereinfacht gesagt: Das Qi wird schwächer und es entsteht ein Mangel an Nieren Qi. Eine der Nieren-Funktionen ist die Kontrolle über die unteren Öffnungen, also Harnröhre und Anus. Ist genug Nieren Qi vorhanden, dann wird die kontrollierte Regulation (öffnen und schliessen) der unteren Öffnungen einwandfrei funktionieren. Ist das Nieren Qi schwach und mangelhaft, führt dies bei Kindern oft zu Bettnässen (kindliche Enuresis Nocturna). Bei den Erwachsenen ist eine leichte Inkontinenz oder, ein frühzeitiger Samenerguss zu beobachten. Bei grosser Angst kann das Qi plötzlich absinken und man kann die Kontrolle über die Harnröhre verlieren. Daher kommt auch der Ausdruck „Ich hab mir vor Angst in die Hosen gemacht.“ – Dieses Zitat ist uns allen aus extremen Situationen wohlbekannt. 

Eine langandauernde sorgenvolle Ängstlichkeit schwächt die Nieren und vor allem den Yin Aspekt der Niere. Es zeigt sich oft als Hitze in der Herzgegend und im Gesicht oder auch als nächtliches Schwitzen, Herzklopfen sowie Trockenheit im Mund oder im Rachen. 

Wenn die Angst stark ausgeprägt ist und sich sogar im Körper bemerkbar macht, dann unterstützen wir die Niere in der TCM Behandlung.

 

Was bedeutet „Schock zerstreut das Qi und beeinträchtigt Niere und Herz“?

Ein Schock kann mit einem Schlag das Herz Qi leeren. Das Sprichwort „Mir blieb vor Schrecken das Herz stehen“ veranschaulicht dies bildlich sehr schön. Es kann zu Atemnot, Herzklopfen und Schlafstörungen kommen. Was hat Schock mit Schlafstörungen zu tun? Die TCM hat dafür auch folgenden Erklärung: Das Herz beherbergt den Geist Shen (die Psyche). Das Herz ist also ein Zuhause. Der Geist kann sich hier ausruhen, die Gedanken ausschalten, runterfahren und ruhig schlafen. So wird ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe gewährleistet, was auch unsere Psyche braucht. Wenn das Herz Qi beeinträchtigt ist, dann kann das Herz dem Geist Shen kein Zuhause bieten, um sich auszuruhen. Der Geist Shen verliert seine Unterkunft, kann nicht zur Ruhe kommen und das Qi wird dadurch chaotisch. Das Gleichgewicht ist gestört und damit auch der Schlaf. 

Der Schock ist energetisch betrachtet ein Extremzustand für den Körper. Panik, Schrecken und Furcht mobilisieren die Selbsterhaltungs- und Überlebenskräfte. Das kostet den Körper viel Energie. Diese plötzliche Qi-Energie Verbrauch muss der Körper ausgleichen. Dafür braucht er die Essenz der Niere. Sie bildet sozusagen ein Reservoir, auf den man in extremen Fällen zugreifen kann. Leert sich der Reservoir zu schnell und entsteht ein Mangel an Nieren Qi und Essenz kann es zu Tinnitus, Schwindelgefühlen und nächtlichem Schwitzen kommen.

Die Wechselbeziehung zwischen Emotion und Organ bedeutet dabei, dass Angst und Schock eine Reihe von Nieren- und Herz-Symptomen hervorrufen können und umgekehrt auch, dass die geschwächte Niere Geräuschüberempfindlichkeit, Ängstlichkeit und dauerhafte Sorgen bis hin zu Panikattacken erzeugen kann.

Was man gegen die Angst tun kann

Entgegenwirken kann man der Angst mit positiven Emotionen, die durch Stille, Sanftheit und einem liebevollen Umgang mit unseren Mitmenschen gefördert werden. Mit bewussten, kleinen Schritten kann man Mut aufbauen, indem man sich immer wieder was zutraut.

Niere unterstützen mit der Nahrung

Die Niere können sie mit Kräutern wie Muskatnuss, Kümmel, getrockneter Ingwer Wachholderbeeren, Zimtrinde oder Nelken unterstützen. Sie mögen gerne Salziges (leicht), z. B. Algen, Fisch, Muscheln, Krebse, Hülsenfrüchte, Hirse, Mungobohnnen, schwarzen Sesam, Mandeln, Walnüsse, Spargelwurzel oder  Petersilienwurzel.

Geist Shen beruhigen mit Selbstmassage

Mit einigen einfachen TuinaTechniken können Sie zu Ihrer Beruhigung beitragen und den Geist Shen unterstützen.

  • Brustbein kräftiger streicheln: Die Fingerbeeren der beiden Hände auf das Brustbein legen. Mit einem gewissen Druck (sodass es angenehm ist) von oben nach unten zur Brustbeinspitze schieben und dies etwa 20-30 mal wiederholen.
  • Unterarm-Innenseite pressen: Mit der Hand im Pinzettengriff (Daumen und Zeigefinger) oder Maulgriff (Daumen und die restlichen 4 Finger) den mittleren Bereich zwischen Ellbogen und Handwurzel massieren, kreisförmig kneten und pressen und dies 20-30 mal wiederholen.
  • Yin Tang oder auch drittes Auge anschauen und leicht pressen: Mit geschlossenen Augen zum Punkt auf der Stirn, zwischen den beiden Augenbrauen entspannt schauen und leicht massieren.

 

Quelle: Giovanni Maciocia, Grundlagen der chinesischen Medizin